Der folgende Text ist nicht von uns, hat uns aber so gut gefallen, dass wir den Ersteller Holger Heinrich angeschrieben haben, sodass wir ihn bei uns verwenden dürfen. Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle!

„Fundraising“ oder wie kommen Posaunenchöre an zusätzliche Gelder

Nicht erst die Corona-Krise hat gezeigt – die meisten Posaunenchöre haben zu wenig Geld. Ich möchte Euch hier ein paar Möglichkeiten aufzeigen, die jeder Posaunenchor für sich nutzen kann. Der erste Schritt wird es immer sein, bei der eigenen Gemeinde nachzufragen und sich zu beraten. Jedoch kann man mit etwas Eigeninitiative neue Geldquellen erschließen, die einem vor allem für Neuanschaffungen und Reparaturen etwas Luft nach oben verschaffen können. Folgende Möglichkeiten haben meinem Chor mittlerweile einiges an zusätzlichen Geldmitteln verschafft:

1.) Gemeinde- und Stadtverwaltungen

Viele Posaunenchöre nehmen neben kirchlichen Einsätzen auch „weltliche“ Einsätze wahr. Da liegt es auf der Hand, für einmalige Anschaffungen / Projekte den Bürgermeister / den Rat um Unterstützung zu bitten. Der einfachste Weg ist es, über die Rats- und Presseabteilung nach einem Zuschuss zu fragen. Kleiner Tipp: häufig verfügen Bürger- oder Oberbürgermeister*innen über kleine finanzielle „Töpfe“ – einfach mal danach fragen.

2.) Banken und Sparkassen

Viele Banken und Sparkassen fördern Vereine und gemeinnützige Institutionen. Bei einigen Institutionen geht es sehr einfach. Auf den Webseiten (z.B. Landessparkasse zu Oldenburg) einiger Institutionen einfach nachschauen. Dort befinden sich in der Regel die Voraussetzungen für eine Förderung (z.B. einmaliges Projekt, Neuanschaffungen, …). Meistens muss man ein paar Formulare ausfüllen, Nachweise erbringen und ggfs. auch Angebote (z.B. von neuen Instrumenten) einholen. In einigen Fällen müssen noch Finanzierungspläne vorgelegt werden (Zuschussbedarf, Eigenanteil, …). Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass die jeweiligen Institutionen sehr hilfsbereit sind – schließlich ist z.B. von Sparkassen eines der Grundprinzipien die Förderung in der Region durch Gewinnausschüttung. Aber bitte beachte: es muss im Anschluss ein Nachweis über die korrekte Verwendung der Fördermittel erbracht werden – häufig in Verbindung mit einem kurzen Bericht im Gemeindebrief oder ähnlichen Publikationen. Frei nach dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“.

3.) Gerichte

Ein ungewöhnlicher Ansatz ist es, an die Finanz-, Amts- oder Landesgerichte der Region zu gehen. In vielen Fällen werden Strafsachen gegen Zahlung einer Geldsumme an gemeinnützige Zwecke erledigt. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass die jeweiligen Gerichte immer dankbar für Hinweise sind, an welche gemeinnützige Institution die Täter zu zahlen haben. Hier hilft es aber besonders, wenn man im Vorfeld die Gerichte kontaktiert, um die richtigen Wege einzuschlagen. Das Ziel muss es sein, in die Bußgeldliste aufgenommen zu werden. Es kann nach einer Zahlung auch dazu kommen, dass die Gerichte vom Chor den Zahlungseingang bestätigt haben möchten. Der große Vorteil hier ist es, dass die Zuschüsse nicht zweckgebunden sind, d.h. es können Noten gekauft werden oder das „Vereinsleben“ verbessert werden. Jedoch sind die Zahlungseingänge sehr unterschiedlich und die Höhe der Zuschüsse in der Regel nicht so hoch. Ein wenig im Internet zu suchen hilft hier sehr.

4.) Unterstützung

Viele Oberkirchenräte / übergeordnete Instanzen haben mittlerweile eigene Abteilungen zum Fundraising. Wendet euch einfach an eure Landeskirche und fragt um Unterstützung nach. Häufig haben die Landeskirchen einzelne Posaunenchöre nicht auf dem Schirm, um von sich aus die Unterstützung anzubieten. Hier kann man sich mit einem Anruf oder einem kurzen Schreiben bemerkbar machen und um Unterstützung bitten.

5.) Im Internet umschauen

Ansonsten kann ich nur empfehlen, hier keine Scheu zu haben und sich vor allem im Internet umzuschauen. Die Zeit, die man dafür aufwendet, kann sich für den Posaunenchor sehr gut auszahlen.

Bei Fragen könnt ihr euch gerne an mich wenden (posaunenchor-delmenhorst@ewe.net), ich gebe meine Erfahrungen (ohne Gewähr) gerne weiter.

6.) Spendengenerierung

Im Jahr 2021 haben wir vom Posaunenchor Delmenhorst erneut sehr positive Erfahrungen mit der Spendengenerierung gemacht.

Folgende Maßnahmen haben wir durchgeführt:

  1. Trotz Corona ist unser Posaunenchor um 3 weitere Mitglieder gewachsen. Hierfür benötigten wir zum Einen neue Noten, Notenständer und zum Anderen ein neues Bariton für eine Bläserin. Hierfür haben wir einen Antrag bei der Stadt Delmenhorst auf Corona-Beihilfe gestellt. Hintergrund war, dass wir in dem ersten Corona-Jahr einen sehr starken Rückgang der Spenden hinnehmen mussten. Dieses wurde gegenüber der Stadt Delmenhorst mit Konto-Auszügen des Haushaltsplanes nachgewiesen. Hier allerdings musste ein langer Atem bewiesen werden. Wir haben bei insgesamt 4 Stellen unterschiedliche Anträge stellen müssen – aber der Erfolg gab uns Recht: wir wurden von der Stadt Delmenhorst freundlicherweise mit 2.000 Euro unterstützt. Den Nachweis, die Noten und auch das Instrument gekauft zu haben, musste natürlich erbracht werden.
  2. Für einen sehr engagierten jungen Bläser brauchten wir eine hochwertige C-Trompete. Diese haben wir bei der Instrumentenmanufaktur Thein in Bremen gefunden. Der Neupreis lag mit 6.900 Euro allerdings deutlich über unserem üblichen Budget. Dafür habe ich mich an die örtlichen Geldinstitute gewandt. Die Landessparkasse zu Oldenburg hat uns – nach entsprechendem Antrag sofort 3.000 Euro zugesichert. Den Rest haben wir per Crowdfunding mit der Volks- und Raiffeisenbank Delmenhorst-Schierbrok realisiert. Für jeden gespendeten Euro (bis 100 Euro) hat die VR Delmenhorst Schierbrok einen weiteren Euro zugespendet. Dies bedeutete, dass wir 1.500 Euro selber als Spende sammeln mussten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und erheblichem Papierkrieg haben wir im Oktober mit einem Konzert das Crowdfunding gestartet. Dabei kamen die ersten 400 Euro zusammen. Wir haben eigene Flyer erstellt und großflächig verteilt. Ebenso haben wir sämtliche Bekannte und Freunde des Posaunenchores angeschrieben (per Mail, per richtiger Post, …). Zugleich haben wir Belohnungen ausgelobt.
  3. Für jede Spende ab 25 Euro gibt es eine Dankeschönkarte des Chores
  4. Für jede Spende ab 100 Euro durfte die Spenderin / der Spender an einer Chorprobe teilnehmen und 1 Stück selber dirigieren
  5. Die letzte Spende über 100 Euro hat ein handsigniertes Exemplar der Notenausgabe des nächsten Konzertes bekommen.
  6. Für jeden Spender wurde angeboten, beim Dankeschönkonzert für die neue Trompete das Instrument exklusiv vorab vorgestellt zu bekommen.

Diese Aktion war begrenzt bis zum 4. Advent 2021 – bis dahin haben wir vom Chor aus 1.997 Euro selber generieren können. Zusammen mit der Zuspendung der VR Delmenhorst-Schierbrok in Höhe von 1.500 Euro sowie einer Sonderzuwendung der Bank in Höhe von 500 Euro erzielen. Das macht in Summe 6.997 Euro. Es war alles in allem ein sehr erfolgreiches Projekt.